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Computerwahn
Meine Firma machte pleite,
das Arbeitsamt schob mich zur Seite.
Ich wurde dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt,
doch ich hatte mir einen Computer bestellt.
Schon bald hatte ich Spaß an diesem Gerät gefunden.
Meine Frau machte Überstunden,
die Kinder trugen Zeitungen aus
und ich brachte einen Laser-Drucker nach Haus.
Die Familie lebte in Armut und Not,
die Kinder bekamen nur Wasser und Brot.
Wir mussten jeden Groschen zweimal umdreh'n,
denn ich hatte im Schaufenster einen Genlock gesehen.
Der Lohn wurde mir gepfändet,
der Goldfisch war mangels Futter verendet.
Von Freunden leihten wir uns Geld jetzt schon,
denn ich wollte vom Betriebsystem die neueste Version.
All das interessierte mich nicht sehr,
die Stadtwerke lieferten keine Wärme mehr
auch das Telefon wurde abgestellt.
So ein Mist - ich hatte schon ein Modem bestellt.
Das Sozialamt sorgte für unsere Kleidung,
abbestellt hatte ich auch die Zeitung.
Die Rechnungen stapelten sich zu einem Berg,
was kümmerte es mich, ich brauchte ein CD-ROM-Laufwerk.
Ihr müsst mich verstehen:
Ich konnte vor Ersch&oumL;pfung kaum noch gehen,
ich lief rum wie der letzte Penner,
doch ich brauchte diesen Flachbettscanner.
Die Kreditkarten wurden gesperrt,
ich wurde vor den Richter gezerrt.
Dort leistete ich rasch meinen Offenbarungseid,
Ich wartete auf meine Festplatte, darum hatte ich wenig Zeit.
Meine Frau wurde vor lauter Sorgen krank,
sie traute sich nicht mehr auf die Bank.
Das Konto war längst im Soll,
aber ich hatte einen Monitor mit 17 Zoll.
Meine Frau wusste nicht mehr ein und aus.
Sie stürzte sich von unserem Haus.
Doch für den Sarg hatte ich kein Geld,
dafür habe ich jetzt die schnellste Turbokarte der Welt!
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