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Die Ballade von den Kindern und den Lehrern
Es fragt ein Kind ein anderes Kind,
warum die Lehrer so grämlich sind
und so streng
und so eng,
so selten lachen
und kaum Spaß machen,
gleich schelten und schreien
und so wenig verzeihen,
nur Fehler sehen
und so wenig verstehen,
sich hinter Büchern und Plänen verstecken,
um Gottes willen nirgends anecken
und nicht mit den Kindern gemeinsam entdecken,
nicht mitlernen,
mitleben,
sondern nur lehren
und sich gegen alles, was anders ist,
wehren.
So, als wären sie innerlich abgesprungen
und kämen zur Schule nur notgedrungen
mit täglichem Frust,
ohne Lust
zum täglichen Kampf
im Klassenkrampf.
Ist das Grämlichkeit
oder Bequemlichkeit
oder Dämlichkeit ? ! ?
Ich möchte schwören,
wenn sie auf die Kinder hören
(die sie - ohne sie zu kennen -
von vornherein "ihre Schüler" nennen),
dann fänden sie bessere Methoden
und kämen leicht zu besseren Noten
und ständen sich nicht im Weg
und am Rand.
Und Schule wär' wieder interessant.
Ich möchte wetten,
sie hätten
nach der staatlich verordneten Unterrichtszeit
noch lange nicht Schule und Schüler leid
und blieben noch eine halbe Stunde,
säßen mit Schülern in der Runde
ganz freiwillig, ohne Unterrichtsziel, nur so . . .
ohne Lernzielkontrolle, aber froh.
Und jeder hätte Zeit für jeden.
Man könnte miteinander reden
und käme da
dem andern nah,
könnt Anteil nehmen
an seinen Problemen,
und auch
aus frohem Bauch
ein paar Witzchen machen.
Zusammen lachen.
Eben
ein Stück Tag zusammen leben.
Sich wieder auf morgen freuen,
und es morgen nicht bereuen.
Sie machten sich auf, Kind um Kind,
und fragten, wo solche Lehrer sind.
Sie haben die Suche aufgenommen
Und sind bisher noch nicht wiedergekommen.
Rolf Krenzer
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